Brot und/oder Kartoffel - das war am Beginn die große Frage
Ausgerechnet ein Krieg sollte dann die entscheidende Wende bringen. Während des „Siebenjährigen Krieges“ sperrten Österreich und Russland die Getreidezufuhr in die preußischen Länder. Dieses Embargo konnte den Preußen aber nichts mehr anhaben, denn sie hatten schon vorher - allerdings unter massivem obrigkeitlichen Druck - begonnen, den Kartoffelanbau großflächig zu betreiben. Sogar König Friedrich der Große wurde in diese Werbekampagne einbezogen, indem er in aller Öffentlichkeit Kartoffeln verzehrte. Dieser für den Kriegsausgang vielleicht entscheidende Umstand verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Nun war der Siegeszug der Kartoffel in Europa nicht mehr aufzuhalten.
In der Phase der ersten Euphorie forcierten einige Länder den Kartoffelanbau bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Getreideanbaues derart, dass sie dadurch von der Kartoffel extrem abhängig wurden. Damit waren natürlich Hungerkatastrophen bei Ausfällen von Kartoffelernten vorprogrammiert. Besonders dramatisch wirkte sich dieser Umstand in Irland in den Jahren 1845/46 aus, wo durch die „Braunfäule“ die gesamte Kartoffelernte vernichtet wurde, und wo Schätzungen zufolge bis zu einer Million Hungertote zu beklagen waren. Aber auch diese Rückschläge konnten der Kartoffel als bedeutendes Nahrungsmittel nichts mehr anhaben. Dabei sollte die ernährungsphysiologische Bedeutung noch lange Zeit unterschätzt werden, und so wurde die Kartoffel bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als das klassische Nahrungsmittel der „Armen Leute“ angesehen. Auch für den Großraum Tirol kann belegt werden, dass es in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts zu einem intensiven Kartoffelanbau gekommen war. Dazu anschließend einen wissenschaftlichen Exkurs über den Kartoffelanbau in Tirol, mit dem unteren Inntal als besonderen Schwerpunkt.
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Der Kartoffelanbau in Tirol
Von: Dr. Thomas Bertagnolli, wissenschaftlicher Leiter des Museums der Tiroler Bauernhöfe in Kramsach/Tirol